Die Liebe zu einer Meerjungfrau und ihren gemeinsamen Kindern brachte einmal einen Fischer aus dem Salzatal auf eine außergewöhnliche Idee.
Er wollte seine Familie bei sich haben und fand einen Weg, mit dem er sie aus dem Meer in den Salzsee bei Langenbogen umsiedeln konnte.
Seither lebt zurückgezogen und zufrieden eine Gruppe Meerjungfrauen und Wassermänner nahezu unbemerkt mitten im Salzatal. Aber manchmal, wenn ihre Hilfe benötigt wird, da kommen sie den Menschen sehr nahe und riskieren entdeckt zu werden.
Es war einmal ein Fischer, der hatte bei einem tosenden Sturm seine über alles geliebte Frau verloren. Jetzt blickte er jeden Tag traurig aufs Wasser und hoffte, dass es nur ein böser Traum war und dass sie gleich wieder zwischen den Möwen aus dem Meer auftauchen würde.
Seine Liebste war eine Meerjungfrau und lebte dort, wo die Fische, Quallen und Muscheln zuhause waren. Er hörte noch immer das sanfte Rauschen ihrer Haare und roch das Salz auf ihrer Haut. Aber mit jedem Tag, der verging, verblassten die Erinnerungen ein Stück mehr.
Eines Tages traf er eine Urlauberin aus dem Salzatal. Die zwei mochten sich auf Anhieb so sehr, dass sie sich ineinander verliebten und zusammen blieben. Der Fischer zog sogar zu ihr in die Nähe von Bennstedt, wo ihm die sanften Hügel und die kleinen Flüsse, die sich in der Saale trafen, besonders gefielen.
Nach einer Weile plagte ihn die Sehnsucht. Er vermisste seine Kinder und Enkel. Sie alle waren Meerjungfrauen und Wassermänner, aber sie lebten weit weg im Meer und sehnten sich ebenso nach ihrem Vater. Die Familie wollte wieder beieinander sein. Der Fischer und seine neue Frau grübelten viel darüber nach. Eines Tages, beim Spazierengehen, zuckte eine verrückte Idee wie ein Blitz durch seinen Kopf.
Es gab einmal einen klipperkalten Winter, in dem der Salzsee bei Langenbogen zufror. Eine dicke Eisschicht lag auf dem Wasser. Die Seebewohner, die Meerjungfrauen und Wassermänner, kuschelten sich eng aneinander und schliefen fest.
Eines Tages kam eine Kindergruppe aus dem nahegelegenen Ort. Große und Kleine tummelten sich am Ufer und bewunderten das Eis. Übermütig warf ein Großer einen Stein auf die Eisfläche. Als dieser mit dumpfem Rumpeln weit hinaus schlitterte, schlenderte der Junge geradewegs hinterher. Seine Freunde am Ufer hielten den Atem an. Einige hatten anfangs noch gejubelt. Nun waren sie verstummt. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihren Bäuchen breit. Die Ermahnungen der Eltern hallten in ihren Ohren wider.
Der Junge aber merkte davon nichts und spazierte munter weiter. In der Mitte des Sees drehte er sich um und winkte. In die Stille der Winterkälte hinein begann es zu knistern. Es knirschte und knackte gefährlich. Auf einmal ließ ein gewaltiger Knall die Eisfläche erzittern. Das Eis zerbarst in Schollen und begann zu wackeln. Jetzt konnte er nirgendwo mehr hin. Was für eine dumme Idee es doch war, aufs Eis zu laufen!
Die Wassermänner und Meerjungfrauen im Salzsee bei Langenbogen werden von einem Schwarm kleiner Fische um Hilfe gebeten. Ein Monster schwimmt im See und verbreitet Angst und Schrecken.
Zur gleichen Zeit kommt eine Gruppe junger Aale auf ihrer Wanderschaft vorbei.
Was beides miteinander zu tun hat erfährt, wer beide Seiten der Geschichte liest.
© Tina Kaltofen. Alle Rechte vorbehalten.