Im Salzatal lebte einst im Berg von Johannashall der Osterhase. Er hatte sich darin eine Maschine gebaut, die wie ein Vulkan die Ostereier übers Salzatal spuckte. Eines Tages klopfte es an seiner Haustür. Draußen stand mit herabhängender Zipfelmütze sein Freund der Sandmann und bat um Einlass. Den Hasen freute das Wiedersehen sehr und schnell ließ er seinen Gast ein. Der sonst so schweigsame Sandy erzählte bald, was ihn bedrückte:
Er sorgte sich um seinen Schlafsand. Der lagerte an einem geheimen Ort, damit niemand ihn aus Versehen mit Spiel- oder Bausand verwechselte. Nicht auszudenken, wenn auf einem Spielplatz alle Kinder schlummerten, anstatt zu buddeln. Oder wenn auf der Baustelle jemandem vor Müdigkeit die Augen zu fielen.
Nun kam es aber in letzter Zeit vor, dass starke Regengüsse das Versteck überschwemmten und Teile des Schlafsandes völlig durchnässten. Er war anschließend nicht mehr zu gebrauchen. Der kostbare Schlafzauber löste sich in Wasser auf und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Wenn es so weiterginge, könnte Sandy eines Tages nicht mehr allen Kindern ihren Gute-Nacht-Sand in die Augen streuen. Dann blieben sie wach, bekämen keine schönen Träume und ruhten sich nicht aus. Sandmanns Lieferant, der Mann im Mond, war auch keine Hilfe. Er konnte den verlorenen Sand nicht schnell genug ersetzen. Also suchte Sandy einen neuen Lagerplatz. Nach zahlreichen Fehlschlägen fiel ihm der Vulkanberg vom Osterhasen ein. Der war perfekt!
Der Osterhase hatte Mitleid mit seinem alten Freund und schon am nächsten Tag durfte Sandy als Untermieter im Vulkanberg einziehen. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass er eine Menge Gepäck mitbrachte. Leider war er nicht der ordentlichste Mitbewohner und so kam es, dass die Sandsäcke bald überall herumstanden. Ja, man stolperte geradewegs darüber. Der Osterhase ärgerte sich über die Unordnung, grummelte aber nur leise vor sich hin. Denn inzwischen rückte die Osterzeit heran und er konnte Sandys Hilfe gut gebrauchen. Gleich im Anschluss, wenn alle Ostereier verteilt waren, wollte er ihn ums Aufräumen bitten. Doch es sollte anders kommen.
Eines Abends, der Osterhase war erschöpft ins Bett gegangen, da wollte Sandy ihm eine Freude machen. Voller Eifer arbeitete er die ganze Nacht durch. Er füllte unzählige bunte Ostereier und schoss sie mit der Vulkanmaschine ins Salzatal, bevor auch er in die Koje sank. Am nächsten Morgen gab es eine große Überraschung: Alle Menschen, Tiere und auch Osterhase und Sandmann schliefen so fest, dass die Wecker und das Sonnenlicht sie nicht aufwecken konnten. Was war da passiert?
Nun, der fleißige Sandmann hatte in seinem Eifer Schlafsand statt Süßigkeiten und Überraschungen in die Ostereier gefüllt und bis in den hintersten Winkel vom Salzatal verteilt. Davon waren alle in einen tiefen festen Schlaf gefallen. Niemand war mehr wach, der sie wecken konnte. Und so kam es, dass das ganze Salzatal die Osterfeiertage friedlich schlummernd und schnarchend verbrachte.
Der Mann im Mond bekam das Malheur als Erster mit. Schnell gab er kräftigen Regen gefolgt von leichtem Wind in Auftrag. Damit wurde der Schlafsand weggespült und das Salzatal erwachte aus seinem Osterschlummer. Als Osterhase, Sandmann und die Menschen bemerkten, was geschehen war, holten sie schnell das Osterfest nach. Und Sandy versprach hoch und heilig bis zum nächsten Jahr eine neue Bleibe für seinen Schlafsand zu suchen.
© Tina Kaltofen. Alle Rechte vorbehalten.