Eines Tages entdeckten die Trolle, dass die mit Rüben beladenen Wagen in die Zuckerfabrik fuhren. Und weil sie kleine Schleckermäuler waren, wollten sie einen Ausflug dahin unternehmen. Sie sprangen voller Vorfreude auf den nächsten Rübentransport. In Salzmünde hielt der Wagen unvermittelt an. Es kamen Leute mit Schaufeln und beförderten die Zuckerrüben unsanft vom Anhänger in eine Öffnung im Boden. Die Trolle machten sich ganz klein und versteckten sich. So fiel den Menschen nicht auf, dass blinde Passagiere im Sammelbecken namens Rübenschwemme landeten. Dort standen unsere Trolle flink wieder auf und klopften sich den Staub von der Kleidung. Plötzlich merkten sie, dass ihre Füße nass wurden. Sie waren mitten in einem großen Wasserbecken, wo sich die Erdreste von den Feldfrüchten lösten und in einer riesigen Schlammpfütze sammelten. Die kleinen Trollfüße waren schon fast im Schlamm versunken und das Schmutzwasser stieg weiter an. Schnell suchten sie nach einer Möglichkeit zu entkommen. Sie kraxelten zu einer Stelle, an der Tageslicht zu sehen war. Mit lautem Jubelschrei wollten sie schon hinausspringen. Da bremsten sie rasch wieder ab. Sonst wären sie in scharfe, drehende Messer gestürzt! Die Schnitzelmaschine! Sie zerteilte die gewaschenen Rüben in winzig kleine Stücke. Und als nächstes floss kochend heißes Wasser darüber.
So hatten sich die Trolle das nicht vorgestellt! Erst mussten sie in Staub und Schlamm baden, dann sollten sie zerhäckselt werden und anschließend wollte man sie noch zu einer Tasse Tee aufbrühen! Nein, das ging zu weit! Wo war denn nun der süße Zucker?
Die Trolle warteten, bis die Arbeiter zur Mittagspause gingen. Als niemand mehr zu sehen war, kletterten sie aus der Rübenschwemme heraus. In einer schattigen Hausecke lagen ein paar alte zerfranste Jutesäcke. Darin wickelten sie sich ein und schlichen unbemerkt übers Fabrikgelände. Sie beobachteten, wie die kleingeschnittenen Rübenreste nach ihrem heißen Bad getrocknet und von den leeren Fuhrwerken abgeholt wurden. Jetzt wussten sie, wo sie ein Taxi für den Heimweg finden würden. Aber vorher galt es noch den Zucker zu entdecken. Dafür folgten sie dem großen Rohr, das von der Heißwäsche abging und den Rübensaft ins Fabrikgebäude führte. Dort versperrten ihnen unzählige große Behälter, Rohrleitungen, Wasserbecken, Transportkarren und schwitzende Menschen den Weg. Die Trolle schlichen an der Hauswand entlang, bis es auf einmal furchtbar staubte. Diesmal lag aber kein erdiger Schmutz in der Luft. Sondern heller grauer Nebel schwebte durch den Raum. Hier füllte man den fertigen Rohzucker in die Jutesäcke. Gleich nebenan standen hunderte davon und warteten auf ihren Abtransport.
Sie hatten das Lager gefunden! Das Paradies für unsere Schleckermäuler! Sie krabbelten hinter den prallgefüllten Zuckersäcken entlang, bis in einem abgelegenen Winkel ein aufgerissener Sack stand. Aus ihm rieselte das süße Gold heraus. Hier schleckten und naschten sie sich die Bäuche voll, bis sich keiner mehr bewegen konnte und alle Bauchschmerzen hatten. Niemand erinnerte sich, wie lange die Trolle dort herumlagen. Sie wussten nur noch, dass sie für den Heimweg ein Pferdefuhrwerk genommen und sich unter die Rübenschnitze gemischt hatten. Auf ihrem Hügel rollten sie dann direkt vom Wagen in ihre Betten und schliefen selig ein.
Den Abenteuerausflug in die Zuckerfabrik wiederholten die Bierfass-Trolle noch oft. Aber sie machten einen großen Bogen um die Rübenschwemme und die Schnitzelmaschine. Stattdessen nahmen sie von nun an den direkten Weg ins süße Lager und schleckten sich glücklich.
© Tina Kaltofen. Alle Rechte vorbehalten.