Der Oster-Vulkan von Johannashall

Die Suche nach den Ostereiern und den kleinen versteckten Überraschungen ist für Kinder gewiss das Spannendste in der Osterzeit. Aber hast du dich schon mal gefragt, wie der Osterhase es schafft, am Ostersonntag die vielen Sachen zu verstecken? Er hat ja keinen Schlitten und keine Rentiere wie der Weihnachtsmann. Und Flügel wie die Zahnfee hat er auch nicht. Der kleine wuschelige Kerl mit den langen Ohren und den kräftigen Beinen ist ganz auf sich allein gestellt. Er erledigt alle Wege auf seinen vier Pfoten und soll dabei an allen Orten gleichzeitig sein.

Ein alter Hase hat mir mal erzählt, dass der Osterhase im Salzatal ein besonders pfiffiger Kerl ist. Er hat sich etwas Einmaliges ausgedacht. Ihm gelingt die ganze Versteckerei ohne große Anstrengung im Handumdrehen. Hier verrate ich euch den Hasen-Trick.

Es war einmal ein Vorfahre des heutigen Osterhasen, der suchte nach dem höchsten Ort im Salzatal. Bei der Hochhalde von Johannashall, die weit sichtbar emporragt, wurde er fündig. Vor langer Zeit haben die Menschen dort tief in der Erde Salz abgebaut. Die Steine und Erdreste, die sie nicht benötigten, wurden aufgeschüttet und bildeten einen hohen Berg. Zwar ist das Bergwerk zur Ruhe gekommen, aber ein Mal im Jahr wird hier immer noch fleißig gearbeitet. Seit vielen Jahren verteilen die Osterhasen von hier aus alle Ostereier und Geschenke in der Umgebung.

Tief drinnen im Berg werden die bunten Eier und die kleinen Überraschungen in bruchsichere Hüllen gepackt. Die sehen aus wie Grasbüschel, Steine oder Erdhaufen. Auf diesen unscheinbaren Verpackungen wird vermerkt, wo die Osterpäckchen versteckt werden sollen. Da steht zum Beispiel: Für Paul Müller, Dorfstraße 7, im Garten unter dem Haselnussstrauch. Wenn alles sicher verstaut und gut beschriftet ist, beginnt eine abenteuerliche Reise. 

Im Inneren des Berges befördert eine große Anlage die Päckchen bis ganz nach oben. Von dort aus stößt sie eine kräftige Maschine mit viel Schwung aus der Bergöffnung heraus. Das ist wie bei einem Vulkan, der heißes glühendes Gestein ausspuckt. Das fliegt hoch durch die Luft oder fließt zäh wie Wackelpudding am Abhang herunter. Und so fliegen, rollen und kullern auch die Osterpakete durchs Salzatal bis in ihre Verstecke. Diejenigen, die den weitesten Weg vor sich haben, starten zuerst. Falls ihnen unterwegs die Puste ausgeht, wird ein anderes Osterpäckchen hinterhergeschickt. Das schubst das Liegengebliebene kräftig an, damit es wieder genug Schwung hat und es bis an seinen Bestimmungsort schafft. 

Sind die Überraschungen in ihren Verstecken angekommen, platzen die Transporthüllen einfach auf. Die buntgefärbten Eier, die Süßigkeiten und die kleinen Geschenke warten nun im Gras, im Balkonkasten und hinter dem Baum darauf, von Kinderaugen entdeckt zu werden.

Ganzschön schlau, was sich unser Salzataler Osterhase da ausgedacht hat, oder? Und wer jetzt sagt, „Pah, ich bin schon groß. Ich glaube nicht mehr an den Osterhasen!“, der sollte am Ostersonntag besser eine Mütze aufsetzen. Mit seinen langen Löffelohren hört der Hase solche Sprüche nämlich sehr gut. Dann macht er sich einen Spaß und schickt noch das eine oder andere verspätete Osterpäckchen auf die Reise. Und die sollen schon so manchem Zweifler eine kleine Kopfnuss beschert haben. Während der Hase von seinem Oster-Vulkan aus zusieht und sich vor Lachen den Bauch hält. Wenn es windstill ist und gerade alle gleichzeitig die Luft anhalten, dann kann man bestimmt den Osterhasen kichern hören.