Vor vielen Jahren reiste die junge Landgräfin Elisabeth von Thüringen durch das Salzatal. Auf einem Hügel bei Salzmünde legte sie im Schatten alter Bäume eine Rast ein. Elisabeth saß auf einem moosbewachsenen Stein und ruhte sich aus. Da fiel auf einmal ihre mit bunten Blüten verzierte Haube ins Gras. Was war das? Die Blütenhaube wackelte. Und wie aus dem Nichts hüpfte sie über die Wiese. Wie ein Frosch. Hatte sich da ein kleines Tier im Stoff verfangen? Elisabeth hielt den Atem an. Auf Zehenspitzen schlich sie an die Kappe heran, griff nach den Bändern und wirbelte sie durch die Luft. Da kicherte und gackerte es laut um sie herum.
„Du meine Güte, wo bin ich denn hier hin geraten?“, fragte sich die junge Frau.
Eine zarte Stimme antwortete: „Eene, meene, molle, wir sind die sieben Trolle. Wer sitzt auf unserm Lieblingsstein, der soll ein Spielgefährte sein!“
Elisabeth überlegte kurz, dann sagte sie: „Wollt ihr mit mir spielen gehen, muss ich euch leibhaftig sehen.“
Darauf raschelte es im Gras. Der nahe Busch wackelte verdächtig. Plötzlich kamen sieben stummelbeinige Gesellen auf den Hügel gelaufen. Sie reichten der jungen Frau kaum bis zum Knie, hatten wuschelige Haare und viel zu große Knubbelnasen. Freundlich stellten sie sich als Trolle vor, die in der Gegend lebten und mit den rastenden Reisenden ihre Späße trieben.
Elisabeth gefielen die lustigen kleinen Wesen sehr und sie spielte eine Weile mit ihnen. Doch mit einem Mal ließen die Trolle ihre Köpfe hängen und wurden traurig. Sie trafen nur selten auf Menschen, die so ausgelassen wie die junge Landgräfin mit ihnen alberte. Sie wollten so gerne unten im Ort mit den Kindern umher toben. Aber rund herum gab es garstige Wachhunde, die sofort Alarm schlugen und gemeingefährlich die Zähne fletschten, wenn ein Troll nur in die Nähe der Menschensiedlung kam. Deshalb blieben sie auf dem Hügel und beobachteten von Weitem das lustige Treiben der Kinder.
„Ich könnte euch helfen. Aber versprecht ihr, bei den Menschen keinen Unfug zu machen und artig zu sein?“, fragte Elisabeth die Trolle streng. Die nickten wild mit ihren wuscheligen Haaren und ihre Kulleraugen leuchteten freudig auf.
Da lief die Landgräfin zu einem abseits gelegenen Gebüsch und kam mit einem alten Bierfass zurück. Sie trug den Trollen auf, in das Bierfass hinein zu klettern und sich gut festzuhalten. Dann drückte sie den Deckel fest zu und gab ihm einen kräftigen Schubs. Schon holperte und polterte das Fass den Hügel nach Salzmünde hinab! Es rollte an den Wachhunden vorbei, die ängstlich ihre Schwänze einzogen und sich in ihren Hütten verkrochen. Nachdem es eine Weile durchs Dorf kullerte, blieb es im Schilfsaum der Salza liegen. Die Trolle kletterten emsig heraus und torkelten benommen in alle Richtungen. Das war eine wilde Fahrt! Sie lachten, johlten und klatschten in die Hände. Auf dem Spielplatz spielte eine Gruppe Kinder und schaute neugierig herüber. Flugs mischten sich die Trolle unter sie und man konnte nicht mehr unterscheiden ob der Dreikäsehoch mit Zahnlücke ein Kind oder ein Troll war.
Elisabeth freute sich über den gelungen Plan, schwang sich auf’s Pferd und setzte ihre Reise fort. Die Trolle aber leben seither unter den Menschenkindern. Meistens halten sie sich auch an ihr Versprechen und sind artig. Aber manchmal, wenn der Troll in ihnen durchgeht, dann machen sie ihre albernen Späße und treiben die Erwachsenen in den Wahnsinn.
© Tina Kaltofen. Alle Rechte vorbehalten.